Wie leise ein Herz gehen kann. Manchmal verlässt es dich
nicht
mit lauten Worten oder einem entschiedenen Abschied,
sondern schleicht sich fort zwischen zwei Atemzügen,
zwischen unausgesprochenen Fragen, zwischen den Momenten,
in denen du dachtest, es sei noch ganz nah. Und erst viel
später,
wenn die Tage vergangen sind, wenn das Licht sich auf
neue Wege legt,wenn du in einer stillen Stunde
innehältst, merkst du, dass etwas fehlt
– dass da eine leere
Stelle in deinem Inneren ist,an die du immer
noch deine Hand legst,
als könnte sie dort noch etwas finden.
Und doch – nicht alles, was geht, ist wirklich fort.
Es gibt Menschen, die dich auf eine Weise berühren,
die du nicht erklären kannst, und wenn sie nicht mehr da sind,
ist da trotzdem noch ein Echo von ihnen in dir.
Vielleicht
ist es ein Gedanke, der aus dem Nichts kommt,
ein leises
Kribbeln am Kopf, als würde jemand sanft seine
Finger
durch dein Haar fahren, ein Ziehen in der Brust, wenn
eine vertraute Melodie erklingt.Vielleicht ist
es die Gewissheit, dass irgendwo,
in genau diesem Moment, jemand
an dich denkt,
genauso wie du an ihn denkst.Warum
manche Verbindungen bleiben
Es gibt Liebe, die
nicht vergeht, weil sie nicht an Berührung gebunden ist,
sondern
an die unsichtbaren Fäden zwischen zwei Seelen,
die sich einmal erkannt haben und nie wieder ganz vergessen
können.
Vielleicht kannten sich eure Herzen längst, bevor eure
Körper sich begegneten,vielleicht war es keine
neue Geschichte, sondern das Fortsetzen einer alten,
die
irgendwo, in einer anderen Zeit, schon begonnen hatte.
Manchmal bedeutet Liebe nicht, dass man für immer
zusammenbleibt,
sondern dass man sich einmal gefunden hat, dass
man sich einmal gesehen hat,so tief, dass
nichts dieses Sehen je auslöschen kann.Und
wenn zwei Herzen wirklich in Einklang geschlagen haben,
dann
hören sie nicht einfach auf, miteinander zu sprechen,
nur weil die äußeren Wege sich trennen. Sie finden andere
Wege
– durch Gedanken, durch Träume, durch ein unerklärliches
Ziehen,das dich in einem Menschenmeer
innehalten lässt, weil du plötzlich sicher bist,
dass genau
jetzt, irgendwo, sein Herz nach deinem ruft.Warum
spüren wir, wenn jemand an uns denkt?
So wie eine
Saite in Schwingung gerät, wenn eine andere in ihrer Nähe
erklingt,
so schwingen auch Seelen weiter, wenn
sie sich einmal berührt haben.
Vielleicht sitzt du an einem ganz
gewöhnlichen Tag am Fenster, schaust auf den Regen,
der in langsamen Tropfen die Scheibe hinabgleitet, trinkst
deinen Tee
– und plötzlich ist er da. Ein Gedanke, ein Bild, ein
Gefühl,so lebendig, als hätte er dich eben noch
angesehen.Vielleicht fühlst du ihn in
deinem Herzen, vielleicht kribbelt es in deinem Kopf,
als würde
er genau in diesem Moment an dich denken.Und
tief in dir weißt du: Ja, das tut er.Es
gibt Fäden zwischen Menschen, die nicht aus Fleisch und Zeit
bestehen,
sondern aus Licht, aus Erinnerung, aus
einer stillen,
unausgesprochenen Sprache, die kein Ende kennt.
Und so ist es keine Einbildung, wenn du ihn in einem
Raum spürst,
in dem er längst nicht mehr ist. Es
ist kein Zufall, wenn du an sie denkst,
und in genau diesem
Moment eine Nachricht von ihr auf deinem Bildschirm aufleuchtet.
Es ist einfach das Echo einer Verbindung, die zu tief
reicht,
um von bloßer Entfernung getrennt zu werden.
Warum Liebe geht – und doch bleibt
Liebe geht
nicht, weil sie es will. Sie geht, weil das Leben ruft, weil das
Schicksal eine andere Richtung nimmt,weil
Menschen lernen müssen, sich selbst zu finden, ehe sie sich ganz
an jemand anderen verschenken können.Manche
Lieben sind wie Sternschnuppen – sie erhellen den Himmel nur für
einen Moment,aber in dieser kurzen Zeit brennen
sie heller als alles, was du je zuvor gesehen hast.
Und manchmal, wenn sie verschwinden, lassen sie eine
Spur zurück, eine leuchtende Linie in deinem Inneren,
die dich noch lange nach ihrem Verlöschen begleitet.
Vielleicht wart ihr nicht dazu bestimmt, gemeinsam zu
bleiben – aber ihr wart dazu bestimmt, euch zu erkennen,
euch zu berühren, einander für einen Moment das Gefühl zu
geben, angekommen zu sein.Und wenn das alles
war, was euch gegeben wurde, dann war es vielleicht genug.
Denn du hast geliebt. Und das ist immer genug.
Die Schönheit der Wunde
Rumi sagt: „Die Wunde
ist der Ort, an dem das Licht in dich eintritt.“
Und vielleicht ist das das größte Geschenk des Schmerzes
–
nicht, dass er vergeht, sondern dass er dich verwandelt.
Denn wenn du ihn nicht bekämpfst, wenn du nicht vor
ihm wegläufst,
wenn du ihn nicht mit neuen Geschichten zudeckst,
sondern einfach dort sitzt, ihn ansiehst, ihn fühlst
–
dann wirst du begreifen, dass er niemals nur Schmerz war.
Er war eine Tür.Ein Weg in eine
tiefere Liebe, in eine größere Weite, in ein Herz,
das noch
immer schlägt, das noch immer Licht trägt, das trotz allem
weiterliebt.Und deshalb erinnerst du dich
gerne an deine Wunden.
Nicht, weil du den Schmerz suchst,
sondern weil du weißt,dass dort, wo du einmal
gebrochen wurdest, dein Licht jetzt am hellsten strahlt.
Vielleicht ist es genau wie das weiche Gefühl, wenn du
durch das Fell eines Alpakas streichst
– sanft, warm und voller
Erinnerungen, die dich an etwas erinnern, das du
nie ganz verloren hast.Intensiver als je
zuvor.
Grüße von der Alpakaweide
